Soziales Zeitmanagement
Wer kennt das nicht? Der Alltag ist von straffen Zeitplänen und einem ständigen Gefühl der Hektik geprägt. In dem vom Profitstreben geformten Zeitkorsett für den modernen Menschen wird es immer schwieriger, sich Zeit zu nehmen oder zu finden. Das kann zu einem Mangel an Lebensqualität führen. Die ständige Hektik lässt oft wenig Raum für Entspannung, Selbstreflexion und das Pflegen von sozialen Beziehungen. Was tun also, wenn die Zeit immer zu knapp scheint? Um diese Frage zu beantworten, taucht die Autorin Jenny Odell tief in die Geschichte der Menschheit ein. Sie beschreibt in ihrem neuen Buch, welche falschen Vorstellungen unser modernes Zeitverständnis beeinflussen und wie im Gegensatz dazu ein menschlicheres, freieres Leben aussehen könnte. Sie erzählt von anderen Zeitbegriffen und ermuntert die Leser:innen, zwischenmenschlicher Nähe mehr Raum zu geben.
Zeit finden. Jenseits des durchgetakteten Lebens, C.H. Beck Verlag, 2023, 440 Seiten
Vom Glücksgefühl auf zwei Rädern
Das Fahrrad ist modern, ohne neu zu sein. Auch wenn sich unsere Welt fundamental verändert – die Begeisterung fürs Radfahren ist auch noch 200 Jahre nach seiner Erfindung ungebrochen. Denn es sorgt für ein unvergleichliches Gefühl der Freiheit und macht den Kopf frei für neue Ideen. Autor Jan Wittenbrink ist selbst begeisterter Radler und hat nun rund um den Drahtesel ein Buch verfasst. Von unterschiedlichen Reifen- und Bremssystemen über weltbekannte Passrouten, Songs zum Radfahren, dem gefürchteten Hungerast bis hin zu Doping und Leistungssport: Der Mix aus Service und Technik, Geschichte und Hintergrundwissen macht es zum idealen Nachschlagewerk. Erstaunlich zum Beispiel: Nur 12,3 % der Radreisenden sitzen auf einem MTB! Fazit: Ein Buch, das wirklich alle Aspekte des Radfahrens abdeckt und definitiv Lust auf die nächste Radtour macht.
Genuss statt Frust
Die Stille der Natur, die schneebedeckten Gipfel und die frische Bergluft machen das Erlebnis Skitour einzigartig. Im Gegensatz zum herkömmlichen Skifahren bieten Skitouren ein intensiveres Naturerlebnis und die Möglichkeit, abgelegene Gebiete zu entdecken. Kein Wunder, dass sich in den letzten Jahren ein regelrechter Boom entwickelt hat. Doch nur gut geplant, gut vorbereitet und gut ausgerüstet macht eine Skitour richtig Spaß und Sinn. Der Alpinjournalist Thomas Neuhold beschreibt in seinem neuen Buch seine persönlichen Touren-Schmankerln: Jede Tour enthält eine genaue Beschreibung, Informationen zu Ausrüstung und Einkehr, ein Foto und eine Kartenskizze sowie Infos zur Tourenplanung. Die Gebiete beinhalten die Kitzbüheler Alpen bis hin ins Salzkammergut. Übrigens: Tourenliebhaber:innen bietet die Bibliothek in Innsbruck noch viele weitere Skitourenführer für Tirol und ganz Europa.
Skitouren-Schmankerl, Anton Pustet Verlag Salzburg, 2023, 240 Seiten
Der Endgegner bist du
Egal ob auf einer Spielekonsole oder auf dem Computer: Das Gaming hat in den letzten Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt. Von einfachen Arcade-Spielen bis hin zu komplexen Open-World-Abenteuern bieten Computerspiele eine breite Palette für Spieler:innen aller Altersgruppen. Und genau das führt in unserer Gesellschaft immer wieder zu moralischen Debatten. Autor Sebastian Ostritsch hat nun ein Buch über die Ethik des Computerspiels verfasst. Für ihn sind Computerspiele zunächst vor allem Spiele – über die man nicht pauschal urteilen kann. Im Gegenteil: Man sollte jedes Spiel für sich betrachten, denn schlussendlich kommt es auf den Inhalt an und was das Spiel individuell vermittelt. Der Autor wirft einen ethischen Blick auf diese neuartige Kulturform, hinterfragt das Verhältnis zu Moral und Glück sowie die Chancen und Gefahren des Gaming.
Let's Play oder Game Over? Eine Ethik des Computerspiels, dtv Verlag, 2023, 254 Seiten
Lifestyle im Bergdorf
Aussteiger, Blogger, Selbstoptimierer, Esoteriker: Sie alle kommen in ein kleines Bergdorf. Denn das malerisch gelegene Dörfchen lockt mit allerlei Verheißungen, wie eine intakte, ursprüngliche Dorfgemeinschaft, frische Luft, Abstand vom städtischen Alltag. Hier hat scheinbar alles noch seine natürliche Ordnung. So trifft sich eine wilde Mischung an Menschen, an Charakteren in Arndorf, um das Bergleben der früheren Zeit hautnah zu erleben. Parallel dazu kursiert ein Heilversprechen – skurrilerweise dreht es sich um eine Arsenmine, mit der viel Geld verdient werden will. Geht es den Bewohnern um Multilevel-Marketing oder um das gute Leben am Land? Die steirische Autorin Maria Hofer nimmt sich in ihrem neuen Roman kein Blatt vor den Mund, sie spürt Heucheleien zielsicher auf. Und damit ist ihr ein gesellschaftskritisches Werk gelungen, das aktueller denn je ist.
Perspektivwechsel in der Arbeitswelt
Digitalisierung, 4-Tage-Woche, Homeoffice oder künstliche Intelligenz: Die Arbeitswelt erlebt spätestens seit der Pandemie einen massiven Wandel. Was früher undenkbar war, ist mittlerweile ein Bestandteil der Arbeitswelt. Doch ist diese Arbeitswelt überhaupt zeitgemäß? Und wie schaut der Arbeitsalltag der Zukunft aus? Arbeitsforscher und Autor Hans Rusinek hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Entstanden ist dabei ein Buch, das nicht nur der Arbeitswelt gewidmet ist, sondern auch darüber hinaus die Zusammenhänge von Arbeit und global-wirtschaftlicher sowie klimatischer Lage aufzeigt. Der Autor liefert nicht nur Kritik, sondern auch Lösungsvorschläge, um die Arbeitswelt enkeltauglich zu gestalten. Denn noch besteht die Möglichkeit, selbstbestimmt die Zukunft mitzugestalten.
Fenster in die Vergangenheit
Was haben eine Krautstreuerin, eine Abtrittanbieterin, ein Blutegelsammler oder ein Kunstfurzer gemeinsam? Sie alle zählen zu den ausgestorbenen Berufen der letzten hundert Jahre. Doch all diese Berufe mögen zwar verschwunden, aber bei weitem nicht vergessen sein. Ein neues Kindersachbuch erweckt nun 89 besondere Berufe der Vergangenheit zum Leben. Autor Markus Rottmann taucht dabei tief in die Geschichte ein: Von Lichtputzern, die einst für die Beleuchtung von Straßen und Gebäuden verantwortlich waren, bis hin zu Pulveraffen, die in der Munitionsproduktion tätig waren, bietet das Buch eine breite Palette von Berufen aus verschiedenen Zeitaltern. Eine liebevoll illustrierte Hommage an ausgestorbene Berufe - kuriose, wundervolle wie auch schreckliche.
Sieben Erfindungen, die unsere Welt prägen
Ohne die antike Pumpe keine Herz-Lungen-Maschine, ohne Rad kein Helikopter. Seit Jahrtausenden macht der Mensch Erfindungen und entwickelt sie weiter. Spannend und teils mit witzigen Anekdoten führt Roma Agrawal die komplizierten Zusammenhänge technischer Errungenschaften auf das Einfache zurück und beleuchtet die sieben Dinge, die unsere Welt ausmachen: Nagel, Faden, Rad, Linse, Magnet, Feder und Pumpe. Jedes Objekt eröffnet einen tiefen Einblick in die Historie menschlicher Innovationskraft.
Gleichzeitig erzählt die Physikerin und Bauingenieurin ihre eigene Familiengeschichte zwischen Indien und Europa und zeigt, wie technische Entwicklungen die menschlichen Schicksale prägen. Und sie erzählt die Geschichten der WissenschaftlerInnen hinter den Innovationen und beweist, dass es die kleinen Dinge sind, die letztlich großen Einfluss auf das menschliche Leben nehmen.
Glückskekse für das Gehirn
Die Suche nach dem Glück gestaltet sich oft als schwierig. Dabei ist glücklich zu sein keineswegs ein unerreichbares Ziel. Der Neurologe und Psychologe Borwin Bandelow hat in seinem neuen Buch das Gehirn und das Geheimnis des Glücks erforscht. Er gibt darin einen interessanten Einblick in die Funktionsweise unseres Gehirns und wie es mit Glück und Wohlgefühl in Verbindung steht. Die Hirnforschung zeig nämlich, dass Genuss und Zufriedenheit auf die Ausschüttung bestimmter Hormone in einem Teil des Gehirns, dem sogenannten Belohnungssystem, zurückzuführen sind. Man kann das Belohnungssystem sogar „austricksen“ und für mehr Glücksmomente im Leben sorgen. Es steht also nichts im Weg für ein erfülltes und glückliches Leben.
Das Endorphin-Prinzip: Wie Glück im Gehirn entsteht, Maximum Verlag, 2023, 304 Seiten
Bilder, die nachwirken
Lee Miller war eine der schillerndsten Frauen des 20. Jahrhunderts und eine der wenigen Kriegsberichterstatterinnen der damaligen Zeit. Für die Zeitschrift „Vogue“ dokumentierte die Fotografin Momente des Zweiten Weltkriegs in Europa – und ließ sich selbst in Hitlers Badewanne fotografieren. Sie berichtete als Frau zwar nur aus der zweiten Reihe heraus, aber eingebettet in die US-Army stand sie direkt im Geschehen. Die italienische Fernsehmoderatorin und Autorin Serena Dandini begibt sich in ihrem neuen Buch im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spuren von Lee Miller. Sie sucht die wichtigsten Stationen in ihrem Leben auf und versucht die Gefühle und Gedanken der Frau, die sich immer wieder neu erfunden hat, nachzuspüren.